15.000er Marke unterboten

Warum fällt der Dax heute?

onvista · Uhr
Quelle: H-AB Photography/Shutterstock.com

Der deutsche Leitindex verliert gegenüber dem gestrigen Tageshoch aktuell gut 330 Punkte und kommt im Handelsverlauf zunehmend unter Verkaufsdruck. Was ist da los?

Bewegung ist überfällig

Der Dax hat seit dem 2022er Schlusskurs von 13.923 in den vergangenen zweieinhalb Wochen zwischenzeitlich über 1.300 Punkte (!) - also knapp 10 Prozent - zulegen können. Größere Zwischenkorrekturen gab es eigentlich nicht - seit über einer Woche nun war der Index massiv überkauft.

Diese überkaufte Lage relativiert sich heute zum Teil. Hierbei gilt wie immer die alte Börsenweisheit die besagt, dass Aktien bei ihrem Weg nach oben die Treppe, nach unten aber den Aufzug nehmen.

Hawkishe Töne der Notenbanker

Der Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis Bullard hatte gestern noch einmal betont, dass er einen weiteren Zinsschritt um 50 Basispunkte im Februar präferiert, damit bläst er ins gleiche Horn wie der Präsident der Minneapolis Federal Reserve Kashkari vor zwei Wochen. Der allgemeine Marktkonsens (Wunschdenken der Börsianer?) ist aktuell +25 Basispunkte und dann eine Pause im März. Der Markt könnte sich hier aber irren...

EZB-Chefin Lagarde betonte ebenso heute Vormittag in Davos erneut, dass die Inflation "viel zu hoch" ist und sie keinen Grund sehe, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen was weitere Zinsschritte um 50 Basispunkte anbelangt.

Der Markt beginnt nun offenbar so langsam aber sicher zu realisieren, dass die Notenbanken weiter (zu Recht) aggressiv gegen die nach wie vor viel zu hohe Inflation vorgehen werden. Das Inflationsziel der Notenbanken liegt bei 2 Prozent - davon sind wir sowohl in den USA als auch in Europa meilenweit entfernt.

Das Problem der Notenbanken - die Inflation findet sich nicht nur in den Energiekosten sondern ist auch zunehmend in den Lebensmittelpreisen und den Dienstleistungen fest verankert. Diese Preise sind jedoch im Vergleich zu den Energiekosten relativ zäh. Oder können Sie sich vorstellen. dass ihr Dönerimbiss die Preiserhöhungen von 5 auf 8 EUR in den vergangenen drei Jahren demnächst wieder komplett zurücknehmen wird?

"Soft Landing" - wohl eher nicht...

Der Markt hat in den vergangenen Wochen einen "fed pivot" und möglicherweise sogar erste Zinssenkungen in 2023 gespielt. Damit dürfte man komplett auf dem Holzweg sein, wenn man den jüngsten Aussagen von Lagarde und Powell glauben schenken möchte.

Zudem zeigen die US-Makrodaten in dieser Woche (Empire State Manufacturing Index -32,9 Punkte statt erwarteter -8,7 und US-Einzelhandelsdaten -1,1 Prozent statt erwartet -0,8 Prozent), dass ein so genanntes "soft landing" der US-Wirtschaft in die Kategorie Wunschdenken einzustufen ist. Zudem sorgte gestern noch die Nachricht für Stirnrunzeln, dass Microsoft 10.000 Angestellte entlassen wird.

Die kommende Quartalsberichtssaison wird somit erneut sehr spannend. Eins ist allerdings bereits sicher: Auch in 2023 werden Friede, Freude Eierkuchen nicht auf dem Speiseplan der Börsianer stehen. Gut möglich, dass wir die 12.000er Marke noch im ersten Quartal erneut sehen...

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